Warum unterstützt atmosfair nur Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern?

Das hat mehrere Gründe.

1.    Klimawandel und Klimagerechtigkeit: Industrienationen sind Hauptverursacher des Klimawandels. Nur ca. sieben Prozent der Weltbevölkerung sind  schon einmal geflogen. Die Folgen des Klimawandels treffen aber die Entwicklungsländer zuerst und am stärksten.  Deswegen ist es nur gerecht, wenn die Verursacher (in diesem Fall Flugpassagiere) ihr Geld über atmosfair dazu verwenden, auch in Entwicklungsländern erneuerbare Energien auszubauen.

2.    Problem Doppelzählung. Klingt nach Formalie, ist es aber nicht: Klimaschutzprojekte in Deutschland führen wegen des EU-Emissionshandels nicht zur CO₂-Minderung. Die CO₂-Emissionen aller EU-Länder werden genau erfasst und sind zudem „abgezählt“. Jedes EU-Land darf bis 2020 eine genau festgelegte Menge an CO₂ ausstoßen. Wenn ein Kraftwerk in Polen aber mehr CO₂ ausstößt als ihm zugestanden wurde, muss es die fehlenden Tonnen CO₂ von einem anderen Betrieb z.B. in Frankreich kaufen, wenn dieser Betrieb weniger CO₂ emittiert als ihm zugestanden wurde. Und darin liegt auch das Problem Doppelzählung: Die von Frankreich eingesparte Tonne kommt in jedem Fall in die Atmosphäre, das ist das Prinzip des Emissionshandels, insgesamt werden es nur deswegen weniger CO₂-Emissionen, weil die politisch festgelegte CO₂-Gesamtmenge bis 2020 gegenüber 2012 sinkt. Wenn also ein von atmosfair gebauter Windpark in Deutschland CO₂ sparte, dann käme woanders in der EU genau diese Menge an CO₂ wieder in die Atmosphäre, entweder sofort oder mit Verzögerung, denn CO₂-Emissionsrechte können auch gespart und später verausgabt werden.
Aus diesem Grund betreibt atmosfair in Deutschland Projekte zur Bewusstseinsbildung an Schulen, ohne sich dafür CO₂-Minderungen anzurechnen.

3.    Optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis: Pro Euro Investition kann ein Projekt in einem Entwicklungsland bis zu zehnmal mehr CO₂ einsparen als in der EU. Oder anders herum ausgedrückt: Wenn die CO₂-Kompensation für Ihren Flug z.B. mit Solaranlagen in Deutschland wieder eingespart werden sollten (unabhängig von der Doppelzählung, siehe Punkt 2), dann würde die Kompensation für einen Flug von Frankfurt nach Teneriffa und zurück etwa 200 EUR kosten! Zusatznutzen: Unsere Klimaschutzprojekte unterstützen Entwicklungsländer bei der nachhaltigen Entwicklung (z.B. durch Schaffung von Arbeitsplätzen, Minimierung der häuslichen Energiekosten oder Reduzierung der Lebenskosten und gesundheitlichen Risiken).

Warum pflanzt atmosfair keine Bäume?

Entwaldung und Waldverlust weltweit stellen eine riesige Herausforderung dar, nicht nur für die Klimaerwärmung. atmosfair ist deshalb für Programme zur Wiederaufforstung. Die Finanzierung von Aufforstung über CO₂-Zertifikate halten wir aber für einen gefährlichen Weg, weil bei dieser Form der Kompensation die Dauerhaftigkeit nicht garantiert ist. Wälder müssen über 50 Jahre sicher stehen, bevor die CO₂-Ersparnis als dauerhaft gelten kann, ein Zeitraum, den kein privater Akteur heute garantieren kann (und es auch nicht können sollte angesichts der nötigen Landnutzungsentscheidungen und Interessensabwägungen zwischen Bevölkerung, Landwirtschaft oder Industrie seitens der Regierung).
Das Aufforsten von Wäldern garantiert nicht, dass CO₂ dauerhaft eingespart wird. Bäume können gefällt werden oder ungeplant niederbrennen. Dadurch entweicht der in den Bäumen gespeicherte Kohlenstoff wieder als CO₂-Emission in die Luft, sodass die ursprünglich durch SpenderInnen gebundenen Emissionen wieder freigesetzt werden.

Wofür steht „CDM"?

CDM steht für Clean Development Mechanism. Der CDM ist im Artikel 12 des Kyoto Protokolls von 1997 definiert. Er ist ein Prüfprozess der Vereinten Nationen, der vor allem die Zulassung, Qualifikation und Haftung von Prüforganisationen bei der Prüfung von Kompensationsprojekten regelt, sowie Projektkriterien, Anhörungen der Anwohner im Gastland, transparente Dokumentation etc.
Klimaschutzprojekte von atmosfair sind bei der UN als CDM Projekt und zusätzlich beim Gold Standard (Schweizer Stiftung) registriert. Dies bedeutet, dass die Projekte neben der CO₂-Minderung einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Projektgebieten in Entwicklungsländern leisten müssen.
Der Gold Standard verpflichtet atmosfair Projekte zu Zusatznutzen wie Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort, lokaler Umweltschutz oder Beitrag zur Gesundheitsverbesserung. Detaillierte Informationen zu unseren Standards finden Sie hier.

Ist der Gold Standard der höchste Standard?

Nein. Der Gold Standard ist ein freiwilliger Zusatzstandard einer privaten Schweizer Stiftung für Kompensationsprojekte. Wesentlich aufwändiger und rechtlich verbindlich für Kompensationsprojekte im Rahmen des EU-Emissionshandels ist dagegen der CDM (siehe „Wofür steht CDM?“). Dieser Clean Development Mechanism der Vereinten Nationen verlangt von den Projekten wesentlich mehr als der Gold Standard, u. a. die schriftliche Zustimmung zum Projekt der Regierung des Gastlandes, haftende Prüfer, Vor-Ort Prüfung jedes einzelnen Projektes und die wiederkehrende Prüfung jedes Projektes durch ein gewähltes Gremium von gleichberechtigten VertreterInnen aus Industrie- und Entwicklungsländern (CDM Executive Board). Das höchste Organ des CDM ist die Klimarahmenkonvention (UNFCCC), die mit 192 Mitgliedsländern weltweit alle Aktivitäten des Executive Boards kontrolliert.

Warum so viele Haushaltsprojekte und nicht Großprojekte wie z. B. Windparks?

Haushaltsprojekte sind mit nur ca. 1% im CDM unterrepräsentiert. Die genaue und transparente Prüfung der CO₂-Reduktion durch UN akkreditierte Prüfer ist für die meisten kleinen Projekte unverhältnismäßig aufwändig. So bleibt schnell eine Idee des Kyoto-Protokolls auf der Strecke: Die Verbindung von Klimaschutz mit lokaler nachhaltiger Entwicklung und der Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern. Um dieser auch gerecht zu werden, unterstützt atmosfair grundsätzlich Haushaltsprojekte.

Warum hat atmosfair keine Projekte in Deutschland?

Siehe: „Warum unterstützt atmosfair nur Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern?“

Kann ich mir ein Projekt aussuchen für das ich kompensiere?

Nein. Das hat mehrere Gründe:

Erstens gibt es teurere und günstigere Projekte, aber wir wollen alle fördern.
Zweitens gibt es Projekte, die für SpenderInnen nicht so attraktiv aussehen, denen atmosfair aber bereits Förderzusagen gegeben hat.
Und drittens entwickeln sich Projekte: Während ein Projekt in einem Jahr wenig Geld braucht, kann es im nächsten auf einmal unvorhergesehen viel sein.
Wir wollen uns mit der Förderung in erster Linie daran ausrichten, was die Menschen vor Ort heute brauchen.