Ein Blick auf das Wasser vor und nach der Behandlung verdeutlicht die Unterschiede. Die rötliche Farbe resultiert aus dem stark erhöhten Eisengehalt im ungereinigten Wasser, wegen dem die Menschen vor Ort oft an Nierenerkrankungen leiden.
Von außen wirkt die Trinkwasser-Aufbereitungsanlage fast unscheinbar.
Diese beiden Männer bauen die Anlage ein.
Ein Blick ins Innere der Anlage mit dem Autarcon-Team und den Partnern in Ägypten (© Autarcon).
Kinder aus den umliegenden Siedlungen holen sauberes Wasser von der Anlage. Sie sind durch das kontaminierte Brunnenwasser besonders gefährdet.
Die Effizienz der Solarpanele erhöht sich, wenn sie regelmäßig gereinigt werden (© Autarcon).
In diesen Tanks wird das gereinigte Wasser sicher zwischengespeichert.
Zusammenfassung
Gesamteinsparung : | Keine Anrechnung der Einsparungen |
Technologietransfer : | Solarbetriebene, dezentrale Trinkwasseraufbereitungssysteme mit dem Prinzip der anodischen Oxidation |
Lokale Umwelt : | Reduktion des Brennmaterials zum Abkochen von Wasser und des Wassertransports per Auto/LKW, weniger Verbauch von Plastik-Wasserflaschen |
Weitere Vorteile : | Versorgung von durchschnittlich 400 Menschen pro Tag mit sauberem Trinkwasser, Reduktion von durch Trinkwasser übertragene Krankheiten, Schaffung von Beschäftigungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten. |
Projektpartner : | Deutsche Hospitality, Autarcon GmbH, American University of Cairo |
Deutsche Hospitality unterstützt die sichere Trinkwasserversorgung in Ägypten
atmosfair und die internationale Hotelgruppe Deutsche Hospitality (ehemals Steigenberger Hotel Group) leisten einen Beitrag zu verlässlicher und nachhaltiger Trinkwasserversorgung in den Wüstenregionen Ägyptens. Für jede Buchung über die Website der Hotelgruppe spendet Deutsche Hospitality im Rahmen des Steigenberger 1×1 Programms 1 Euro an das Projekt.
Anfang November 2016 ging die erste komplett von Deutsche Hospitality finanzierte Anlage in Betrieb. Sie steht in El Kefah, 600 km südwestlich der Haupstadt Kairo in der Wüste Ägyptens. Die 4000 Einwohner sind hauptsächlich in der Landwirtschaft tätig.
Die Anlage liefert täglich bis zu 10.000 Liter sauberes Wasser, genug um nahezu den gesamtem Trinkwasserbedarf der Menschen in El Kefah zu decken.
In der ersten Maiwoche 2018 ging nun die zweite AUTARCON Anlage in Betrieb – erneut komplett von der Deutschen Hospitality finanziert. Sie steht in Asmant, 780 km südwestlich von Kairo in der Wüste Ägyptens und 280km südlich der 1. Anlage in El Kefah. Auch diese 10.000 Einwohner sind hauptsächlich in der Landwirtschaft tätig und ihr Trinkwasserbedarf kann mit der Anlage fast vollständig gedeckt werden.
Klima(wandel) sorgt für Wasserknappheit in Ägypten
Das nordafrikanische Land liegt am Ostrand der Sahara und ist zum größten Teil mit Wüstenlandschaft bedeckt. Selbst an den Küsten herrscht Wüstenklima; am Roten Meer im Osten regnet es fast nie, an der Mittelmeerküste im Norden nur im Winter. Die schnell wachsende Bevölkerung (heute schon 87 Millionen) und die stagnierende Wirtschaft Ägyptens führen zu einer Verknappung der natürlichen Ressourcen, insbesondere zu Wasserknappheit. Verschlimmert wird die Situation durch den Klimawandel: Das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) prognostiziert u.a. steigende Temperaturen und zunehmende Dürren, eine Erhöhung des Meeresspiegels, Eindringen von Salzwasser in das Grundwasser der Küstenregionen und zunehmende Versalzung landwirtschaftlicher Kulturflächen. Hinzu kommt, dass bestehende Trinkwassersysteme oft veraltet sind und keinen Hygiene-Standards entsprechen.
In den Wüstenregionen westlich des Nils gibt es dauerhaften Wassermangel aufgrund der klimatischen und geografischen Verhältnisse. In dieser lebensfeindlichen Umwelt gibt es jedoch eine Reihe von kleinen bis mittelgroßen Oasen (jeweils mit 50 bis 1000 Haushalten). Dort entnehmen die Menschen Trinkwasser meist aus Brunnen und trinken es direkt oder kochen es nur unzureichend ab. Durch das Abkochen werden jedoch die im Trinkwasser enthaltenen Schwermetalle wie Eisen oder Mangan nicht zerstört und die Keimbelastung oft nur wenig verbessert. Das Trinkwasser bleibt nahezu ungenießbar und stellt eine Gesundheitsgefahr dar. Vor allem Kinder und schwache Menschen können so leicht erkranken.
Solarbetriebene Wasseraufbereitung
Zum Einsatz kommen solarbetriebene Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung und Entkeimung. Die vom Kasseler Unternehmen Autarcon entwickelten Technologie „SunMeetsWater“ filtert Schwermetalle aus dem Wasser und desinfiziert es. Die dezentralen Anlagen versorgen jeweils bis zu 400 Menschen täglich mit sicherem Trinkwasser. Dazu braucht es keine externe Stromversorgung oder zusätzliche Chemikalien. Dank PV-Panels auf dem Dach laufen diese Anlagen energieautark. Die Bedienung ist durch wartungsfreie Rückspülfilter vollautomatisiert; eine Überprüfung kann, wenn notwendig, online von Deutschland aus erfolgen. Die lokale Nutzergemeinschaft ist von Beginn an in die Projektplanung (Standortplanung, Vertriebsmodell) mit eingebunden. Teile der Nutzergemeinde sind an Bau und Installation der Anlage beteiligt und werden in Bedienung und Wartung der Anlagen trainiert, um den sicheren Betrieb zu garantieren sowie im Störungsfall eingreifen zu können.
Mehrfacher Nutzen für Bevölkerung und Klima
Dank der Anlagen können die NutzerInnen gesundheitliche Risiken minimieren, ihre Haushaltsausgaben für teures Flaschenwasser verringern und auch das Abkochen von verunreinigtem Wasser mit Hilfe von nicht nachhaltigen Brennstoffen künftig unterlassen. So sparen die Anlagen CO₂ ein und tragen zum Klimaschutz bei. Der Einsatz erneuerbarer Energien und anderer innovativer Technologie-Komponenten (wartungsfrei, chemikalienfrei) hat Vorbild- und Multiplikatorwirkung und ist daher für den Einsatz an Standorten ohne zentrale Wasser- und Energieversorgung geeignet.
Durch den Verkauf des Wassers zu einem von den NutzerInnen selbst festgelegten und erschwinglichen Preis stellt das Projekt wirtschaftliche und gesellschaftliche Nachhaltigkeit sicher. Die Einnahmen aus dem Wasserverkauf verwaltet die Gemeinde selbst, um so den einwandfreien Betrieb der Anlage als auch mögliche Reparaturarbeiten und den Kauf von Ersatzteilen zu gewährleisten.
Projektpartner
Autarcon stellt die „SuMeWa“ („SunMeetsWater“) Technologie zur Verfügung, installiert die Anlage und schult die NutzerInnen. Autarcon ist außerdem für Monitoring und Fernwartung im Projekt verantwortlich. Das mehrfach ausgezeichnete Spin-off der Universität Kassel hat bereits über 30 Anlagen erfolgreich installiert: in Ägypten, aber z.B. auch in Tansania, Indien und Nepal.
Research Institute for a Sustainable Environment (RISE) ist ein multi-disziplinäres Institut und Non-profit Organisation der American University in Cairo (AUC) mit Sitz in Kairo. RISE hat sich nicht nur der Förderung von Nachhaltigkeitsforschung verschrieben, sondern führt auch selbst Nachhaltigkeitsprojekte durch: Seit 2006 arbeitet RISE in den Oasen und anderen Standorten Ägyptens in den Bereichen integriertes Wassermanagement, Wasserrecycling, Trinkwasserversorgung, nachhaltige Landwirtschaft, Abfallmanagement und -verwertung, erneuerbare Energien, Umwelterziehung sowie Training und Capacity Building. Seit 2014 hat RISE bereits acht solar-betriebene Trinkwasseraufbereitungsanlagen in der Wüste Ägyptens aufgebaut. Im Projekt mit atmosfair kümmert sich RISE um die Koordination vor Ort und unterstützt die Durchführung einer Studie zu Klimaschutz- und sonstigen positiven Auswirkungen der Anlagen.
Ihr Ansprechpartner bei atmosfair
Kevin Möller
Senior Projektentwickler
Wirtschaftsjurist (Universität Bayreuth), M.A. Philosophie
+49 (0) 30 120 84 80 – 64